Schreckgespenst Haarverlust

De Haarverlust ist wohl die am meisten gefürchtete Nebenwirkung einer Chemotherapie. Ob es unter dieser Art der Therapie zu einem vollständiger Haarverlust kommt bestimmt die Art des Medikaments, die Dauer und Ihre Dosis. Eine Chemotherapie hat das Ziel Krebszellen zu zerstören, die zu den sich schnell und häufig teilenden Zellen gehören. Leider gehören dazu neben den Hautzellen, Schleimhautzellen und Blutzellen auch die Zellen der Haarwurzeln, die dadurch ebenfalls zerstört werden können. Etwa zwei Wochen nach der ersten Chemogabe fallen die Haare in unterschiedlicher Menge aus oder brechen dicht über der Wurzel ab. Augenbrauen, Wimpern, Bart und Körperbehaarung sind ebenfalls betroffen: je höher die Dosis der Medikamente, umso mehr kommt es zu dieser Nebenwirkung.

Von dem Haarverlust sind natürlich sowohl Männer als auch Frauen betroffen, allerdings haben Frauen an der Last des Haarausfalls schwerer zu tragen. Es gibt daher bei der Krankenkasse den Anspruch auf eine Perücke, um den Haarverlust zu kaschieren, allerdings nur für Frauen und Kinder. Aber auch Männer sind nicht erfreut, wenn sie plötzlich am Kopf frieren. Unverständlicherweise übernehmen für sie die Krankenkassen die Kosten nur in Ausnahmefällen, die vom Antragsteller begründet werden müssen. Voraussetzung ist aber auch hier die Ausstellung eines Rezepts durch den behandelnden Arzt.

Gesundheitlicher Aspekt bei Haarverlust

Fehlen die Haare auf dem Kopf wird viel Wärme abgegeben, weil die natürliche Isolierung fehlt. Es wird also sehr schnell sehr kalt am Kopf. Eine Kopfbedeckung ist hier natürlich am naheliegendsten, um den Wärmeverlust auszugleichen. Wir kennen das von den Babys, denen vor dem ersten Haarwuchs auch ein Mützchen aufgesetzt wird.

Natürlich ist ein kalter Kopf nicht nur unangenehm, sondern führt auch zu einer erhöhten Gefahr, sich eine Erkältung einzuhandeln, etwas was während einer Chemotherapie unbedingt vermieden werden sollte. Zusätzlich wird oft durch die zusätzliche Gabe von Kortisonen, aber auch durch die Hormonumstellung z.B. während einer Brustkrebstherapie, während der Chemotherapie das Schwitzen begünstigt. Die Haare können die Nässe nicht mehr vom Kopf abführen. Es ergibt sich somit ein nasser Kopf und man hat dann bei einem kleinen Luftzug unweigerlich das Gefühl, als würde man mit nassen Haaren im Wind stehen - nicht schön und auch nicht förderlich gesund zu werden.

Vor allem Nachts, wenn man mehr oder weniger ruhig im Bett liegt, kühlt der Kopf schnell aus. Hier helfen Schlafmützen, die kuschelig und warm sind. Hier noch ein Tipp aus meiner eigenen Chemozeit: Ich hatte zwei Nachmützen. eine habe ich getragen, die andere lag neben mir. Wenn ich nachts schwitzte und ich irgendwann durch die leicht feuchte Mütze wach wurde, habe ich die Mützen getauscht und die feuchte Mütze unter meine Bettdecke genommen, so trocknete sie schnell und ich konnte während dessen meinen erholsamen Schlaf wieder aufnehmen.

Psychologische Komponente des Haarverlustes

Unter dem Haarverlust leiden Frauen in der Regel mehr als Männer. Sie definieren sich häufig über ihre Haare und sind am Boden zerstört, wenn der Haarausfall beginnt. 

Um nicht "überrascht" zu werden, sollte man sich zeitig mit dem Thema "Haar" beschäftigen. Es gibt folgende Ansätze und viele sehr unterschiedliche Meinungen dazu. Wichtig ist, dass Sie die für Sie richtige Lösung finden.

1. Der Einsatz einer Kühlhaube

Die Kühlkappe wird während der Zeit der Chemogabe getragen zzgl. einer halben Stunde vorher und ca. 1- 2 Stunden hinterher, somit in Summe ca. 4 bis 6 Stunden. Die Kappe deckt den gesamten behaarten Kopfbereich ab und wird auf die angefeuchteten Haare gesetzt. Sie wird je nach eingesetztem System mit Kühlakkus bestückt oder hängt an einem eigenen Kühlsystem. Ziel ist es, die Kopfhaut auf bis zu 5 Grad herunter zu kühlen, dadurch die Blutzirkulation herab zu setzen und so zu verhindern, dass die Zytostatika an die Haarwurzeln gelangen und schädigen. Mögliche Nebenwirkungen können Kopfschmerzen und Migräne sein.

Ob und welches System bei Ihrem Arzt zum Einsatz kommt erfragen sie bitte vor Ort.

Die Krankenkasse übernimmt die Behandlungskosten nicht, je Sitzung kostet sie je nach Praxis zwischen 50 und 100 Euro.

2. Das Tragen einer Perücke

Die vor allem bei älteren Patienten häufigste Methode ist es, den Haarverlust zu verbergen und eine Perücke zu tragen.

Hier gibt es fast alles was denkbar ist: von Kunst bis Echthaar, viele verschiedene Haarlängen, dutzende verschiede Farben, gesträhnt oder einfarbig, glatt oder lockig, kurz oder lang. Damit ist die Auswahl entsprechend schwer. Sie sollten sich also vor der Auswahl ein paar Gedanken machen:

Möchten sie aussehen wie immer oder ist das die Gelegenheit mal eine andere Frisur oder Farbe aus zu probieren? Wichtig ist, dass sie sich wohl und nicht "verkleidet" fühlen und Ihre Entscheidung zumindest etwas Bestand hat, denn Perücken können kostenintensiv sein (Echthaarperücken können durchaus schon mal 5000 Euro kosten) und nicht jede Krankenkasse übernimmt die gesamten Kosten. Nicht wenige Kunden tragen ihre Perücke vom Haarstudio nach Hause und dann nie wieder, weil sie sich unwohl fühlen oder es Ihnen einfach zu unbequem ist.

Für die richtige Wahl sollten Sie beim Perückenkauf diese beiden Fragen mit "ja" beantworten:

  1.  Mögen sie sich mit der Perücke leiden?
  2.  Können/möchten Sie es ertragen die Perücke zu tragen?

Leider ist es nicht immer angenehm, eine Perücke zu tragen und das Originalgefühl stellt sich auch erst ein, wenn man die Perücke auf der blanken Haut trägt. Es wäre also nicht verkehrt mit der Auswahl zu warten bis die Haare gefallen sind. Viele Haarstudios empfehlen den frühzeitigen Kauf einer Perücke mit dem Hinweis dann noch die Originalfrisur zu sehen. Aber ich meine, das kann man heute auch gut mit Fotos auf dem Handy erreichen. Nehmen Sie in jedem Fall  viel Zeit zur Auswahl mit und auch eine Freundin als gute objektive Beratung. Bitte Sie das Personal auch mal vor die Tür treten zu dürfen (dann fühlen Sie den Wind durch die Haare wehen) und lassen sie die Perücke wenn möglich eine viertel Stunde auf dem Kopf und bewegen sich frei durch den Raum. Halten sie auch mal den Kopf nach unten, um zu sehen ob sie fest sitzt. Sie bekommen so ein Gefühl dafür, ob es die richtige Perücke ist. Haben sie Zweifel, warten sie ab, informieren sich über Alternativen oder versuchen sie es in ein paar Tagen erneut.

3. Der Haarkranz

Haare gehören zum Kopf und es sieht natürlich aus, wenn etwas Haar unten aus der Mütze guckt. Und wenn sie sowieso gerne Mütze tragen, ist der Haarkranz vielleicht eine gute Alternative oder Ergänzung zur Perücke: Der Haarkranz ist ein Stirnband, an dem Haare (auch ihre eigenen) angenäht sind. Es wird auf den Kopf gesetzt und dann eine Mütze darüber gezogen. Es gibt es in kurz oder lang, in verschiedenen Haarfarben und ist - zumindest bei mir - immer aus Echthaar. Bei anderen Anbietern gibt es die Haarbänder aber auch aus Kunsthaar.

Bei gutbehütet gibt es aber auch die Möglichkeit, die eigenen Haare dafür zu benutzen. Je nach Krankenkasse wird es sogar durch sie bezahlt. Ich informiere Sie da gerne. Bitte rufen Sie an, bevor Ihre Haare anfangen auszugehen. Tel: 030-91689739.

4. Der Klettpony

Suchen sie nur etwas Haar, das vorne aus der Mütze schaut, ist die Möglichkeit eines Klettponys vielleicht eine Lösung für sie. Er wird einfach in die Mütze eingeheftet mittels Klettpunkten. Wie wir aber alle wissen haftet Klett (vor allem wenn es nicht soll) eigentlich auch von selbst, also sind die Klettpunkte je nach Beschaffenheit der Mütze nicht immer notwendig.

Frauen, die zuvor nur wenig Haar hatten, nutzen auch gerne zwei lange Klettponys. Einen für vorne, einen für hinten. Das ist dann so eine ähnliche Lösung wie der Haarkranz, nur in "light".

 5. Verschiedene Mützen

Viele Frauen fühlen sich mit Perücke verkleidet und gehen bewusst mit einer Mütze durch diese Zeit. Bei gutbehütet finden Sie Mützen, die sich von den Einheits-Chemomützen abheben wollen. Es sind Mützen, die man grundsätzlich auch mit Haaren tragen könnte, sie müssen allerdings bestimmt Voraussetzungen erfüllen: Sie müssen den Haaransatz an Schläfe und Nacken gut abdecken und (ganz wichtig) sie sollen etwas Volumen am Kopf erzeugen, damit der Kopf im Verhältnis zum Körper wieder richtig proportioniert wird. Durch den Haarverlust wirkt der Kopf oftmals sehr klein, was durch die Mütze ausgeglichen werden sollte.

Hier ein kurzer Leitfaden, wenn sie unsicher sind, was zu Ihnen passt.

Folgende Gedanken können Sie sich machen, um eine gute Auswahl zu treffen:

  •  Haben Sie eine Lieblingsfarbe oder eine Farbe, die in Ihrem Kleiderschrank dominiert?
  • Gibt es eine Farbe, die Ihre Augen leuchten lässt? Blauäugigen Frauen steht ein taubenblau meist sehr gut.
  • Benötigen Sie Proportionshilfe, etwa weil sie ein rundes oder sehr langes Gesicht haben? Dann wählen sie viel Volumen.
  • Lieben Sie es auffällig oder eher schlicht?
  • Suchen Sie die Mütze zu einem bestimmten Anlass? Hochzeit, Wanderurlaub?
  • Schlussendlich sollte die Mütze natürlich auch zur Jahreszeit passen.

 Eine ausführliche Beratung zu diesem Thema finden Sie unter folgendem Link: Welche Kopfbedeckung soll ich für meine Chemo wählen?

 Wenn Sie eine weitere Entscheidungshilfe benötigen, dann rufen Sie mich einfach an: Tel: 030-91689739.